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Büros im Wandel der Zeit – Teil 1: Eine Zeitreise in die Büros der 70er Jahre

Büros in den 70ern: In diesem Artikel wollen wir Ihnen einen Einblick in die Bürowelt der 70er Jahre gewähren. Wie waren Büros zu dieser Zeit eingerichtet? Welche Kleidung trugen die Mitarbeiter:innen? Wie und mit welchen Techniken wurde gearbeitet? All diese Fragen möchten wir beantworten und dafür mit Ihnen eine Zeitreise zurück in die Büros dieses besonderen Jahrzehnts unternehmen.

Die Arbeitsweise

Werfen wir als Erstes einen Blick auf die Arbeitsweise während der 70er Jahre. In einem Jahrzehnt, in dem so gut wie jedes Schriftstück händisch mit der Schreibmaschine verfasst wurde, bestand die tägliche Arbeitsweise aus ständigem hin- und herreichen. Die Arbeit beinhaltete Berge voller Akten, überfüllte Schränke und einen Schreibtisch übersät mit Papieren, wenn er nicht zuvor gerade aufgeräumt worden war. Briefkörbe und Ordner waren an fast jedem Arbeitsplatz vorzufinden, da jedes Blatt Papier ordnungsgemäß abgeheftet werden musste. Somit bestand ein Großteil der Büroarbeit aus wiederkehrenden Routineaufgaben.

Oberste Priorität galt der körperlichen Anwesenheit eines jeden Mitarbeiters, der, während eines langen, strukturierten Arbeitstags im Büro saß. Es musste vollkommen konzentriert gearbeitet werden, da man sich nur auf seine eigenen Fertigkeiten verlassen und keine Aufgaben an die Technik abgeben konnte. Der Entspannung von dem alltäglichen Stress diente vor allem das Rauchen. Es durfte immer und im ganzen Büro geraucht werden. Überquellende Aschenbecher und Rauchschwaden, die durch Büroräume ziehen und Teil der Büroatmosphäre waren, sind aus dieser Zeit nicht wegzudenken. Dazu noch ein Glas Alkohol auf dem Schreibtisch – auch nicht unüblich während der 70er.

Technik

So technisch aufgestellt, wie wir es heute kennen, war ein Büroraum vor knapp 50 Jahren natürlich noch lange nicht. Zur Grundausstattung eines Raums gehörten damals zahlreiche Akten und Dokumente. Ein regelrechtes Papierchaos herrschte dort auf dem Schreibtisch. Nicht verwunderlich, wenn man sich vorstellt, welch ein enormes Aufkommen an Dokumenten zu dieser Zeit üblich war, ohne jegliche Form der Digitalisierung. Auf dem Schreibtisch Ordnung zu halten, stand deshalb klar im Vordergrund.

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Für die Unterzeichnung der unzähligen Dokumente stand stets ein Stempel auf dem Schreibtisch.

Eine gewisse geregelte Struktur des Arbeitsumfelds war besonders essenziell, um gute Arbeit leisten zu können. Für die Unterzeichnung der unzähligen Dokumente stand stets ein Stempel auf dem Schreibtisch. Dieser konnte sowohl zur Kennzeichnung sowie als Signatur dienen und kam immer dann zum Einsatz, wenn eine Unterschrift allein nicht ausreichte. Für den Fall, dass mehrere Stempel in Benutzung waren, stand ein runder, drehbarer Stempelträger, der in der Regel sechs Stempel trug, auf dem Schreibtisch.

Anfang der 70er Jahre schlich sich eine Neuerung in die Büroräume – der Taschenrechner. Erstmals kompakt und bedienerfreundlich, sodass er tatsächlich als erster Rechner für die Tasche durchging. Ein praktisches Mittel zur analogen Aufnahme von Sprache war die zunehmende Verbreitung des Diktiergeräts. Es löste all jene Tätigkeiten ab, die bis dahin handschriftlich ausgeführt werden mussten. Das allererste Diktiergerät wurde zwar schon 1877 erfunden, von da an aber stetig verbessert und folglich auch in den 70ern eifrig in Büros genutzt.

Die Schreibmaschine

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Die Schreibmaschine galt in den 70er Jahren als eines der wichtigsten Hilfsmittel bei der Büroarbeit.

Die Schreibmaschine – sie gilt als eine der bedeutendsten Innovationen vor der Erfindung des Computers. In den 70ern stellte sie eindeutig den Mittelpunkt der Arbeitswelt dar, zumal sie zu dieser Zeit sogar schon über einen elektromechanischen Antrieb verfügte. Von Hand angetriebene Vorgängermodelle standen bereits seit 1885 in den Büros.

Jedes erdenkliche Schreiben, Protokolle von Besprechungen, usw. mussten in die Schreibmaschine eingetippt werden. Meist galt diese Aufgabe der Sekretärin. Wenn ihr ein Fehler unterlief, kam sie nicht umhin, das Schreiben noch einmal komplett neu aufzusetzen. Dazu kam noch, dass jedes Schriftstück in mindestens doppelter Ausfertigung vorliegen musste. Aus diesem Grund war der damit einhergehende Zeitaufwand enorm. Wobei bei inoffiziellen Dokumenten von Zeit zu Zeit auch das Tipp-Ex gerne als Hilfsmittel hinzugezogen wurde, ganz offensichtlich aus Gründen der Zeitersparnis.

Kommunikationswege

Ein weiterer wichtiger Bestandteil eines Büros in den 70er Jahren war das Telefon. Vor 40 Jahren waren jene ausschließlich mithilfe einer Wählscheibe zu bedienen. Das Durchblättern extrem dicker Telefonbücher kam noch als zusätzliche Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nahm, hinzu. Mit der Zeit fand auch die Rollkartei Einzug in die Büros. Sie bestand aus einzelnen Karteikarten, hintereinander geheftet, auf denen die häufigsten Kontakte aufgelistet waren. Dadurch wurde das immer wiederkehrende Durchforsten des Telefonbuchs hinfällig.

In Bezug auf die betriebsinterne Informationsweitergabe wurde in den 70ern noch auf die Nutzung von Rohrpostanlagen zurückgegriffen. Post und Notizen fanden mit Hilfe dessen schnell ihren Weg zum Empfänger, ohne dass dafür ein Mitarbeiter das halbe Bürogebäude durchqueren musste.
Klingt total retro, nicht wahr? In der heutigen Zeit der Digitalisierung ist dieses Szenario für die meisten wahrscheinlich nur schwer vorstellbar.
Lassen Sie uns als nächstes einen Blick auf die Bekleidung im Büroalltag während dieses Jahrzehnts werfen.

Kleidung

Die Arbeitskleidung während der 70er Jahre wurde natürlich maßgeblich von der zu dieser Zeit vorherrschenden Flower-Power-Hippie Bewegung geprägt. Deshalb wurde auch in Büros bunte, lockere Kleidung sowie auffallend enge Schlaghosen, die nach unten immer weiter wurden, getragen. Hemden waren nicht einfarbig, sondern auffallend buntgemustert. Die Mode der 70er war an sich sehr auffällig, womit Freiheit und Selbstbestimmtheit zum Ausdruck gebracht werden sollten. Einen festen Dresscode gab es daher nicht. Trotzdem galt der Kleidungsstil als schick: Die Männer trugen Krawatte und polierte Schuhe, während Frauen sich in weißen Blusen mit weitem Kragen kleideten.

Die Büroeinrichtung

In den 70ern waren bunt gemusterte Teppiche, in den typischen 70er Jahre Farben: Rostrot, Cognac und Senfgelb sehr angesagt. Der orange Farbton wurde besonders für Decken, Tapeten und den Boden häufig genutzt.

Bis Anfang der 70er Jahre zog der Trend der Großraumbüros in die Arbeitswelt ein. Diese waren meist stickig, der Lärmpegel war hoch und das Tageslicht reichte nicht bis zur Raummitte – so stellt man sich keine angenehme Arbeitsatmosphäre vor. Büros zeichneten sich durch einfache Grundrisse und abtrennende Stellwände aus. Das bis dahin typische offene Großraumbürokonzept wurde mit der darauffolgenden Verbreitung des Arbeitsbereiches namens „Cubicle“ verdrängt.

Der Cubicle

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Mit dem Cubicle konnten möglichst viele Menschen auf engstem Raum arbeiten.

Cubicles (deutsch: Arbeitskabinen/ -zellen) stellen aneinandergereihte Arbeitskabinen dar, die durch schalldämmende Wände getrennt sind und mithilfe derer die einzelnen Angestellten eine gewisse Privatsphäre erlangen sollten. Dies entsprach zumindest der ursprünglichen Intention Robert Propsts, der als Erfinder des Cubicles (bereits 1967 unter dem Namen Action Office Ⅱ veröffentlicht) gilt.

Er wollte ein flexibles Arbeitsumfeld schaffen, das sich individuell an die Bedürfnisse der Angestellten anpassen ließ und dabei die Bewegung während des Arbeitens in den Fokus tritt. Mit den Jahren bekam der Cubicle jedoch zunehmend negative Resonanz, denn der Fakt, dass das Konzept letztendlich dafür genutzt wurde, möglichst viele Menschen auf geringem Raum arbeiten zu lassen, entsprach nicht mehr der einstigen Intention Propsts.

Zudem stufte der Cubicle die entsprechend effiziente Nutzung der Arbeitsfläche weitaus höher als die tatsächliche Kommunikationsfähigkeit zwischen den Kollegen ein. Nur Einzelbüros der Chefetage blieben weiterhin für sich bestehen. Der Status des Chefs konnte sofort an der jeweiligen Größe des Büros erkannt werden.

Büromöbel

Auch hinsichtlich der Büromöbel waren die 70er ein sehr stilvolles Jahrzehnt. Die meisten Schreibtische waren aus Holz gefertigt und Bürostühle waren schon mit Rollen ausgestattet und hatten des Öfteren einen Lederbezug. Man setzte sich zunehmend mit der Ausstattung ergonomischer Büromöbel in der Arbeitswelt auseinander.

Dadurch wurden die Mitarbeiter:innen besonders hinsichtlich ihrer Gesundheit am Arbeitsplatz, sowie ihrer Motivation und der daraus resultierenden Produktivität gefördert. Mit der Einführung der Ergonomie im Arbeitsumfeld galt es diese an die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen. Die Synchronmechanik eines Bürostuhls galt gegen Ende der 70er Jahre als die erste benutzerfreundliche Standardausstattung, welche so gut wie jeder Drehstuhl aufwies.

Ein weiterer Fakt, dem heutzutage nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die weite Verbreitung des Stehpults schon vor 50 Jahren. Aus dem Action Office des Amerikaners Robert Probst war die Methode des Arbeitens im Stehen längst bekannt. Schon in den 70ern war klar, langes Sitzen ist ungesund. Zu dieser Zeit waren Stehpulte zwar nicht in ihrer Höhe verstellbar, trotzdem erfüllten sie mit der Arbeit im Stehen den gleichen Zweck wie heute. Besser ist es, von Zeit zu Zeit aufzustehen und sich zu bewegen. Ebenso früher wie heute, lässt sich so die eigene Gesundheit sogar während der Arbeitszeit fördern.

In Einzelbüros befanden sich zudem meist noch Loungemöbel, die als gemütliche Sitzmöglichkeit während diverser Besprechungen genutzt wurden. Sie galten als auflockerndes Element innerhalb des Arbeitsbereichs, das ihn weniger formell wirken ließ.

Fazit: Büros in den 70ern

Es ist natürlich besonders auffällig, wie weit zurück die technische Ausstattung der Büros in den 70er Jahren lag – mit dem Wissen was heutzutage in den Büros des 21. Jahrhunderts alles technisch möglich ist. Die Büroarbeit vor 40 Jahren war geprägt von einer hohen körperlichen Belastung.

Im Büro lief nichts von allein, trotzdem gab es zunehmend Entlastung durch technische Neuerungen. Die Schreibmaschine war mit Abstand die erfolgreichste Innovation während dieser Zeit. Der Aufwand, Aufgaben zu erledigen war jedoch in vielerlei Hinsicht enorm und somit galt der damit einhergehende Arbeitsstil als entsprechend streng, zugleich aber auch als strukturiert.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Büros in den 70er Jahren durchaus Stil hatten. Der Retro-Stil dient teilweise heute noch als Inspiration für diverse Büroeinrichtungen. Zum Beispiel sind Möbel in dunklen Holztönen oft gesehen, gleich neben bunten Farben an den Wänden oder im Mobiliar. Diese sind heutzutage aber meist nur monochrom. Falls Sie also noch nach passender Inspiration in Bezug auf Ihre Büroeinrichtung suchen, kann ein Blick in die 70er durchaus nützlich sein.

Wir hoffen, dass Ihnen diese kurze Zeitreise in die Büros der 70er Jahre gefallen hat! Vielleicht haben Sie sogar etwas Neues dazulernen können, einen Fakt, der bei Ihnen schon längst in Vergessenheit geraten war. Schreiben Sie uns gerne Ihr Feedback in Form eines Kommentars unter diesen Beitrag. Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Im nächsten Beitrag wird sich alles um die Büros der 90er Jahre drehen.

Büros im Wandel der Zeit – Teil 1: Eine Zeitreise in die Büros der 70er Jahre wurde verfasst von: Sophie Voigtländer

Sophie war bis 2022 bei Büromöbel Experte und war hauptsächlich für die Übersetzung aller möglichen Texte in die englische Sprache zuständig. Sie hat Internationale Kommunikation und Übersetzen studiert.

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